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Porzellanfabrik am Gries

1740 als Fayencemanufaktur gegründet,

1786 Auflösung der Fayencemanufaktur

1779 Porzellanmanufaktur, später - fabrik

1804-1900 Blütezeit der Fabrik

1912 endgültige Stilllegung der Fabrik

 

Die Gründung der Untermhäuser Porzellanfabrikation fiel in die Regierungszeit Heinrich XXX. Reuß-Gera (1727-1802). Mathias Eichelroth (1708-1774) begann um 1740 auf dem Gries eine Fayencemanufaktur zu errichten. Charakteristisch für die Produkte war eine "feine, glänzende Glasur und prächtige Bemalung" bei jedoch unterschiedlicher Qualität der Stücke (technische Mängel, steife Malerei). Vor allem Gebrauchsgegenstände (Teller, Dosen, Vasen, Walzenkrüge, Schreibwerkzeuge) und höfisches Ziergeschirr (auch mit Darstellung des reußischen Wappens) fertigte man an. Die stärkere Konkurrenz der Porzellan- und Steingutfabrikationen in Sachsen und Thüringen brachte Ende des 18.Jahrhunderts das Aus für sämtliche Fayencemanufakturen. Der Wechsel zur Porzellanproduktion begann. 1779 bemühten sich Johann Gottlob Ehwald und Johann Gottlieb Gottbrecht um das "Gelbe Haus an der Elster", ein herrschaftliches Gebäude für die Porzellanproduktion. Der schnelle Erfolg in dem neuen Gebäude blieb aus und schon im folgenden Jahr ging die Porzellanmanufaktur am Gries mit nur einem Brennofen an die Rudolstädter Brüder Greiner über. Mit großer Wahrscheinlichkeit nutzte man die Hausmühle an der Orangerie als Massemühle. 1804 entstand, aufgrund der schnelleren Gewinnaussichten, eine Steingutfabrik in Cuba und damit begann der Verfall der Porzellanproduktion auf der anderen Seite der Elster. Seit 1798 stellte man schon am Gries Steingut her, bis zum Wechsel in die neue Cubaer Fabrik von Heinrich Gottlieb Rothe. Die Erzeugnisse, zumeist Teller, Kännchen, Tassen, Schüsseln, Terrinen und Leuchter wurden ab 1814 mit der Aufschrift CUBA bei Gera gemarkt. 1852 wird diese Fabrik stillgelegt und 1945 durch den Bombenangriff auf Gera zerstört. Ebenfalls 1804 wurde die Untermhäuser Porzellanfabrik zwangsversteigert. Tobias Albert, Besitzer der Pößnecker Porzellanmanufaktur übernahm das Unternehmen und die Belegschaft. Er modernisierte die Produktion und die künstlerische Entwicklung. Die Qualität der Produkte (z.B. Sammeltassen mit Stadt- oder Dorfansichten in frühen Biedermeier-Stil) war nun konkurrenzfähig. Bis 1850 wurde die Manufaktur unter dem Namen Tobias Albert, der 1826 verstarb, von seinem Schwiegersohn Ernst Ludwig Schenk weitergeführt. Ab 1852 wurde der Betrieb von Carl Rudolph Landmann und Eduard Moritz Liebich übernommen und geleitet, von 1855 bis 1888 als J.E.Leibe&Co bzw. Leibe&Hofmann. Neben Tee-, Kaffee- und Tafelgedecken stellte man auch Kinderspielzeuge und Luxusporzellan her. 1888 führte der neue "Chef" Bernhard Philipp Ouwens die Fabrik mit durchschnittlich 60 Arbeitern. 1893 waren davon 20 jünger als 17 Jahre. Der Betrieb arbeitete hauptsächlich für den Export, "...1900 sollen beispielsweise Porzellane im Wert von 190000 Mark in die USA..." gegangen sein. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts verebbte jegliche Konjunkturtendenz, man erlag der Konkurrenz in Bayern und Thüringen. Die Einwohner von Untermhaus protestierten gegen die Schmutz- und Rußbelästigung durch die veralteten Öfen und den zu niedrigen Schornstein und dies war aufgrund der geographischen Lage durchaus berechtigt. Daraufhin ließ der Gemeinderat die Fabrik 1901 vorübergehend stilllegen. Alois Rödl versuchte nach Übernahme des Betriebes zu modernisieren und zu erweitern. Im März 1908 waren es 99 Arbeiter. Schlechtere Bezahlung führte zu Streiks und 1912 zur endgültigen Schließung und damit zum Ende der Porzellanherstellung in Untermhaus. Die Fabrikanlage wurde 1945 teilweise zerstört. Bis zum Ende der 80er Jahre befand sich in dem denkmalgeschützten Gebäude der VEB Stadtbau Gera. In den letzten Jahren wurde das Gebäude saniert und in Wohnraum umgewandelt.

Text- und Bildquelle: Wieland Führ, Zur Geschichte der Geraer Porzellanproduktion in Untermhaus, in: Beiträge zur Regionalgeschichte IV, Museum für Geschichte Gera, 1988, S. 18-41














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