Veranstaltungskalender für Gera Aktenzeichen X,Y Untermhaus ungelöst...??? Untermhäuser Straßen im Netz - Patenschaften Blick über den Tellerrand - Geraer Stadtteile in historischen Kurzporträts

 
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Untermhäuser Straße

 

In Patenschaft von Andreas Koch, Untermhaus (Fotos und Text)

Wenn man in Untermhaus vom Friedrich-Naumann-Platz kommend auf der Schellingstraße in Richtung Weiße Elster fährt und die Cuba-Brücke passiert, trifft man dort, wo die Hauptstraße nach rechts abbiegt, direkt auf die Untermhäuser Straße. Sie ist mit fast 2100 m Länge die wohl längste Straße unseres schönen Stadtteils.
 
Die Untermhäuser Straße beginnt unterhalb des Schlosses Osterstein am Mohrenplatz (FOTO 01) und erstreckt sich am Fuße des Weinberges entlang fast schnurgerade in nördlicher Richtung bis zur Eisenbahnbrücke vor Milbitz, wo sie als Milbitzer Straße fortgesetzt wird.
 
Die Straße hieß ursprünglich Heinrichstraße, wurde dann 1919 bei der Eingemeindung (des Ortes Untermhaus zur Stadt Gera) in Untermhäuser Straße umbenannt, weil in Gera bereits eine Heinrichstraße bestand. Von 1950 bis 1991 führte die Straße dann den Namen Magnus-Poser-Straße. Magnus Poser (26.1.1907 bis 21.7.1944) war ein antifaschistischer Widerstandskämpfer, der während des 2. Weltkrieges gemeinsam mit Dr. Theodor Neubauer und anderen eine antifaschistische Widerstandsgruppe bildete. Magnus Poser wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Seit dem 1.3.1991 heißt die Straße wieder Untermhäuser Straße.* (QUELLE: „Die Stadt Gera und ihre Straßen“)

 
Der Name Untermhäuser Straße bezieht sich natürlich auf den Stadtteil Untermhaus, welcher vorwiegend die Bediensteten des Schlosses Osterstein (dem „Haus“) beheimatete und seinen Namen durch die Lage „unter dem Haus“ erhielt. (FOTO 02+03)

 

 
Folgt man der Untermhäuser Straße am Mohrenplatz beginnend in Richtung Norden, so ist diese bis zur Einmündung Schellingstraße beidseitig mit Wohnhäusern bebaut - links die ungeraden, rechts die geraden Hausnummern. (FOTOS 04+05)

 
 

Sanierte Altbauten wechseln sich ab mit unsanierten Häusern und Baulücken. Die Mehrheit bilden aber die aufwändig und liebevoll renovierten Wohnhäuser, deren Anzahl ständig steigt und die Untermhäuser Straße immer schöner werden lässt. (FOTOS 06+07+08+09)

 

 
 
 
 

 Viele der Häuser beherbergen kleine Geschäfte und mittelständige Unternehmen. So findet man hier z.B. die Galerie „Kunst & Capuccino“, die Pizzeria „Pinocchio“ (FOTO 10), den Waschsalon „Heika“ (FOTO 11), die Glaserei „Grötsch“, einen Autoteilehandel und auch die Zahnarztpraxis „Czekalla“.

 
 

 Andere Läden wie Fleischereien, Bäckereien, Gaststätten und Einzelhandelsgeschäfte, die sich in der Untermhäuser Straße befanden, sind im Laufe der Jahre geschlossen worden. So z.B. Der Colonialwarenladen von Rudolf Amann in dem Haus-Nr.40 (FOTOS 12 um 1910 + FOTO 13 + FOTO 14 Hochwasser 10.7.1954) (später Colonialwarenladen Herbner, danach Kurzwarenladen von Frl. Bayerl), die Bäckerei Pietzsch (später Bäckerei Grabs), die Bäckerei Häselbarth (heute Pizzeria „Pinocchio“), die Möbeltischlerei Rothe, 
 
 

 
das Friseurgeschäft Seifert, die Getreidemühle Voigtsberger, die Klempnerei Heg (heute noch eine Klempnerei), die Werkstatt von Schuhmacher Heuschkel (später Dix-Café), die Fleischerei von Richard Clauß in der Nr.24 (FOTO 16),  
 
das Installationsgeschäft von Emil Meissner in der Nr.39 (heute Fa. Grötsch) (FOTOS 17+18), die Werkstatt des Harmonikamachers Hugo Herold im gleichen Haus  
 
 
oder die Verkaufsstelle des Konsumvereins „Gera-Debschwitz und Umgebung“ in der Nr.10 (FOTOS 19+20). Aber auch in jüngerer Zeit eröffneten hin und wieder kleine Geschäfte, die sich leider nicht halten konnten.
 
 

An der Kreuzung zur Wasserstraße (damals Querstraße Nr.2) befand sich ehemals die Fleischerei Rudolf Deumer (später Fleischerei Hahn, heute Wohnhaus). (FOTO 21 um 1908 + FOTO 22) Auf der gegenüberliegenden Seite, links neben der heutigen Pizzeria „Pinocchio“, befand sich damals die sogenannte Agnesschule, eine private Lehranstalt für weibliche Dienstboten, benannt nach ihrer Gründerin Prinzessin Agnes. 
 
 

Sie wurde um 1940 geschlossen. Das Haus rechts neben der Pizzeria wurde Anfang der 90er Jahre abgerissen und die Wasserstraße bis zum Aueweg verlängert. Typisch Untermhäuser Straße: aufwändig sanierter Altbau zwischen Bauruine und verfallendem Altbau mit Kohleheizung. (FOTO 23 Hausnr.44)

 
 

Auch die Rückseiten der Häuser können sich sehen lassen: hübsche Balkone, grüne Terrassen und ausgebaute Dachgeschosswohnungen machen jedes frisch renovierte Gebäude zum Schmuckstück. Die Hinterhöfe - kostenintensiv entkernt und hergerichtet - bieten heute Park-, Grün- und Spielflächen. (FOTOS 24+25+26)

 
 
 
Eine regelrechte Kuriosität, von der sogar die BILD-Zeitung berichtete, war die Verlegung des Pflasters in der Untermhäuser Straße zwischen Mohrenplatz und Aueweg im Jahre 1999. Rote Pflastersteine sollten es sein "...warum auch immer - und die Besten gab es in Indien. Doch hier streikten die Hafenarbeiter! Als dann das Pflaster kurz vor Weihnachten 1999 in Gera eintraf, hatte die zuständige Baufirma keine Zeit, so dass statt wie vorgesehen am 2.8.99 erst im März 2000 mit der Verlegung des Pflasters begonnen werden konnte. Im Juli 2000 waren dann die Arbeiten abgeschlossen..." und schön sieht’s aus! (FOTO 27) (Quelle: TLZ)

 

Dort, wo die Schellingstraße auf die Untermhäuser Straße trifft und der Aueweg in Richtung Hohle abzweigt, steht eine sehr schöne, im Mai 1998 renovierte Villa (FOTO 28). Diese ließ Karl Häußer 1898 für sich und seine Familie bauen. Karl August Häußer war Brauer und Mälzer und Besitzer des Brauhofs, der sich rechts daneben befand. Es ist aber auch möglich, dass dessen Sohn Carl die Villa errichten ließ.

 

Neben der schlichten Vorderfront mit dem seitlich aufragenden Eckturm befindet sich vor der Eingangstür auf der Nordseite ein kleiner hölzerner Vorbau mit Schnitzereien (FOTO 29).

 

Der letzte Brauereibesitzer starb 1932, die Villa blieb bis nach dem 2. WK im Besitz der Erbengemeinschaft Häußer. Martha Häußer wohnte hier und auch Willi Roos, seines Zeichens Reichsbahninspektor. 1950 wurde das Haus verkauft, blieb aber immer in Privatbesitz und wurde als Wohnhaus genutzt. 1987 kaufte es der Geraer Ralf Wiesner. * (QUELLE: TLZ vom 23.10.99)


Die einstige Wohnfläche wird heute von einer Spielothek genutzt. Im Dachgeschoss sind Wohnungen entstanden. Die Kellerräume beherbergten ein China-Restaurant und ein Tattoo-Café, stehen aber heute leer.

 
Rechts daneben stehen die alten Gebäude der ehemaligen Untermhäuser Brauerei von Karl August Häußer. (FOTOS 30+31)

  

 
Häußer suchte seit den 30er Jahren des vergangenen (19.) Jahrhunderts immer wieder darum nach, in Untermhaus „Reiheschank“ betreiben zu dürfen. 1853 gründete er dann diesen räumlich ausgedehnten Brauhof.  

Dazu gehörend die Gaststätte „Fürstenkeller“ (FOTOS 32+33 + FOTO 15 TLZ). 1932 starb Häußer, Brauerei und Gaststätte wurden geschlossen. * (QUELLE: TLZ vom 11.9.99)

 
 

Um große Mengen Bier kühl lagern zu können, bevor sie zum Verkauf kamen, ist von 1861-1864 in den an das Brauereigelände anschließenden Weinberg eine unterirdische Kelleranlage gebrochen worden. (FOTO 34 TLZ) Diese Felsenkelleranlage ist die wohl größte und schönste weit und breit. 
 

Im Vergleich zu den Höhlern in der Geraer Innenstadt sind die Gänge in Untermhaus riesig. Die verzweigten Gänge haben jeweils eine durchgehende Breite von 3 m, eine Höhe von 2,20 - 3,30 m und ragen bis zu 20 Meter in den Berg hinein (FOTO 35 Skizze TLZ) Auf Grund der akuten Einsturzgefahr sind diese Höhler nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. * (QUELLE: TLZ vom 11.9.99)
 
 
Der Eigentümer ist heute Prof. Dr. Höpfner, dessen Vater Lothar Höpfner (FOTO 36 TLZ) das Grundstück der ehem. Häußerschen Brauerei 1922 erwarb und dort eine Drogenhandlung eröffnete, von allen kurz „Teebude“ genannt. Bis zu 80 Beschäftigte hatte der Betrieb in den 40er Jahren. Kräuter und Gewürze wurden hier gelagert, geschnitten, gewogen, abgefüllt und versandfertig gemacht. Vom Kräutertee in Kleinstabpackungen für Drogerien bis hin zu Ballen und Fässern voller Gewürze für Großabnehmer (FOTO 37 TLZ). 

 
1972 wurde dann aus „Höpfner & Co.“ der VEB Drogenhof. Das Geschäft florierte und so wurde neben den gemischten Tees für den Inlandsbedarf hauptsächlich für das westliche Ausland produziert. 1990 ging es mit dem VEB Drogenhof zu Ende. Er heißt seitdem „Thüringer Kräuterhof“ und wurde nach Windischenbernsdorf verlegt. Nun hofft man, dass ein finanzkräftiger Investor gefunden wird, der die alten Felsengänge und die Brauerei vielleicht zu einer Erlebnisgaststätte der besonderen Art umbaut... * (QUELLE: TLZ vom 18.9.99)
 

Ebenfalls in diesen Gebäuden befand sich viele Jahre lang die Glaserei Grötsch (heute in der Haus-Nr.39) und der Anhängerbaubetrieb Riedel (Heute HDW Bau)


Folgt man nun der Untermhäuser Straße in Richtung Milbitz, so ist hier nur die rechte Seite mit Wohnhäusern bebaut. (FOTO 38) 
 
 
Diese wurden in den letzten Jahren fast alle aufwändig saniert und liebevoll gestaltet. Ausnahmen sind die Eckhäuser des Erotik-Shops (früher Optiker Poppe) (FOTO 39)  
 
und der Bäckerei Räke (früher Bäckerei Sygusch, später bis zur Wende Bäckerei Lange) (FOTO 40), sowie das Haus Nr. 52, worin sich früher die Glaserei Thrum befand.
 

Ebenso wie im ersten Drittel der Straße sind auch hier nützliche Balkone und Terrassen an die Wohnhäuser angebracht worden, Hinterhöfe mit praktischen Park-, Spiel- und Grünflächen entstanden und Dachgeschosse sind zu Wohnungen ausgebaut worden. (FOTOS 41+42+43+44)

 

 

 

 

 
Weiter nördlich dann befinden sich hier mehrere sehr schöne Einfamilien-Reihenhäuser (FOTO 45), von denen jedes einen kleinen hübschen Vorgarten hat. (FOTO 46)

 
 

Dahinter an der Einmündung Conradstraße ist ein großer Spielplatz für kleine und größere Kinder, der zwar nicht zur Untermhäuser Straße gehört, aber zumindest an sie angrenzt. (FOTO 47)

 

Ebenfalls nicht zur Untermhäuser Straße gehörend, aber an sie angrenzend, sind verschiedene Kleingartenanlagen mit viel Grün, Blumen und kleinen Gartenlauben, wie z.B. hier die Anlage „An den Schafwiesen“. (FOTO 48)

 

Hinter dieser Gartenanlage befindet sich der Traditionsbetrieb „Fiedler’s Garten- & Hobbyland“, der inzwischen auf eine 70jährige Geschichte zurückblicken kann (FOTO 49).

 

Daran anschließend dann die letzten Wohnhäuser der Untermhäuser Straße: Diese sogenannten „Altneubauten“ stammen noch aus DDR-Zeiten, wurden ca. 1997 um- und ausgebaut und dann als Eigentumswohnungen verkauft. (FOTOS 50+51)

 
 

Hier endet auf der rechten Seite die bebaute Fläche der Untermhäuser Straße und sie bekommt schon einen ländlichen Charakter: Bäume und Sträucher säumen den Fahrbahnrand, dahinter befindet sich ein Feld, über das man einen guten Blick zum Heizkraftwerk Nord hat. (FOTO 52)

 

Auf der linken Seite hinter der ehemaligen Brauerei in Richtung Milbitz begrenzt der bewaldete Weinberg die Untermhäuser Straße. Einzelne kleinere Firmen haben auf dem schmalen Streifen zwischen Straße und Hang ihr Domizil. So findet man hier z.B. eine Autowerkstatt sowie den Lagerplatz des städtischen Tiefbauamtes. (FOTO 53) Früher befand sich auf diesen Flächen ein Sportplatz, eine Kohlehandlung, die Möbeltischlerei Rothe und auch ein Steinmetz.

 

Dem dann folgenden Untermhäuser Friedhof wird demnächst eine Extra-Seite gewidmet!

 
Die letzten beiden Häuser auf der linken Seite der Untermhäuser Straße sind die des Hotels „Zwergenschlößchen“ (FOTOS 54+55 um 1900 + FOTOS 56+57), wobei das linke Gebäude, ein sehr schönes Fachwerkhaus, dem Inhaber als Wohnhaus dient und der rechte Komplex das eigentliche Hotel ist.

 

 

 

Das Hotel hat seinen Namen von den sogenannten Zwergenhöhlen. Die Zwergenhöhlen (FOTO 58) waren einer Sage nach die Heimat des Königs Coryllis und seines Zwergenvolkes. (siehe Sage auf www.untermhaus.de) und sind wohl durch natürliche Erosion entstanden. Leider musste dieses beliebte Ausflugsziel für Kindergärten und Schulen abgesperrt werden, da vor einigen Jahren der Hang abrutschte, die Straße blockierte und nun weiter einzustürzen droht. Die Anschauungstafel ist verschwunden und wild wachsende Büsche behindern die Sicht auf die Zwergenhöhlen.

 
 
Hinter diesem selten schönen Tor (FOTO 59) verbirgt sich wohl eine Garage oder etwas ähnliches. Genaues war nicht in Erfahrung zu bringen. Auch über die Firma „Fiedler“ und das „Zwergenschlößchen“ habe ich leider nichts Näheres über Vergangenheit, Vorbesitz und frühere Nutzung erfahren. Anfragen per eMail blieben leider unbeantwortet.

 
 
Die Milbitzer Eisenbahnbrücke (FOTO 60). Hier endet die Untermhäuser Straße und auch mein Portrait.

 

Ich bedanke mich hiermit bei Hartmut Grossmann, Hannelore Koch und Ronny Kraft für ihre Hilfe, meiner Familie für ihre Geduld und vor allem André Lütge, der uns hier die Möglichkeit gibt, kreativ zu sein, uns dadurch anspornt, Heimatforschung zu betreiben und damit unser schönes Untermhaus im WorldWideWeb bekannt macht ;-))) Für Hinweise, Ergänzungen und Korrekturen per eMail an mac.gera@gmx.de bin ich jederzeit dankbar!

 













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